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Igel füttern?

Wenn man einen Igel füttern möchte ist so einiges zu beachten.

Der Igel ist ein reiner Insektenfresser. Seine Hauptnahrung besteht zu ca. 60-80% aus Insekten/Käfern und deren Larven. Der Rest sind Ohrwürmer, Kellerasseln, Schnecken und selten auch mal ein kleiner Frosch oder ein anderes kleines und unvorsichtiges Tier. Aber das sind Ausnahmen.

Dummerweise kann der Igel in seinem natürlichen Lebensraum den Bedarf an Insekten nicht mehr decken weil es einfach keine mehr gibt. Also versuchen die Tiere sich mit anderem Futter am Leben zu halten und greifen auf das Nächstbeste zurück. Und das sind leider die massenhaft vorkommenden Nacktschnecken die auch noch Überträger von Parasiten sind an denen Igel tatsächlich häufig sterben.

Was also können wir tun?

Es gibt mehrere Möglichkeiten helfend einzugreifen wobei wir den natürlichsten Weg bevorzugen.

Die Top-Lösung wäre die Schaffung von Lebensraum im eigenen Garten, bzw. in vielen Gärten nebeneinander (möglichst großflächig da Igel viiiel Platz brauchen). Man kann z.B. einen sogenannten "Käferkeller" anlegen, Totholzhaufen schaffen, Laub liegenlassen, viele Unterschlüpfe bieten und selbstverständlich die todbringenden Kleintierhäcksler (Mähroboter) nachts ausmachen. Das zigtausendfache (und sinnfreie), alljährliche Frühlings- und Herbstaufräumen in deutschlands Gärten bei denen nicht nur die Winterschlafplätze der Igel zerstört, sondern auch die Tiere regelmäßig schwer verletzt werden spült uns Jahr für Jahr unnötige Behandlungen in unsere Igelstation. Auch die Flora spielt eine große Rolle. Mit Pflanzen die zwar schön aussehen aber für die Natur keinen Mehrwert haben (z.B. Sommerflieder, Forsythie) wird das Artensterben forciert. Also pflanzt man etwas "heimisches". Was genau heimisch ist ergibt sich aus der jeweiligen Region in der man lebt.

Natura db und Floraweb sind gute Entscheidungshilfen bei der Pflanzenwahl. Und für unsere Region ist die Bioland-Baumschule Rohwer eine sehr gute und günstige Adresse zum Aufpeppen des Gartens. Vielfältigkeit unterstützt den Artenreichtum und hilft dabei den Igeln Futter zu bescheren. Wenn die Natur im Lot ist braucht man auch nicht zu helfen. (win - win)

Wer das alles nicht kann darf dem Igel natürlich ganz bestimmtes Futter anbieten. Sollte sich aber darüber im Klaren sein das die Igel aus der ganzen Nachbarschaft damit angelockt werden könnten. Erfahrungsgemäß sind bei Fütterung mit Katzennaßfutter (Achtung!Nicht jedes ist geeignet) natürlich auch die Katzen dabei sowie auch Ratten, Waschbären, Füchse u.s.w.. Bei Katzentrockenfutter (empfehlen wir gar nicht) ist das Problem das es auf Dauer nierenschädigend wirkt. Noch schlimmer ist in der Regel das angebotene Igelfutter der verschiedenen Hersteller. Da sind leider Dinge drin die ein Igel gar nicht verwerten kann und dann mit vollem Bauch verhungert. Auch Mehlwürmer sind nicht immer die erste Wahl und sollen auf Grund ihres Energiegehaltes nicht ausschließlich verfüttert werden.

Am besten kann man mit Futter helfen das dem natürlichen Bedarf des Igels am nächsten kommt.

Und das sind nun mal Insekten.

Nach einigen Jahren des Versuchs sind wir zu der Überzeugung gelangt das man die Igel draußen am nachhaltigsten gut mit einer Mischung aus 80% getrockneten, schwarzen Soldatenfliegenlarven (helleVariante, die Dunkle wird verschmäht) und 20% getrockneten Shrimps oder Grashüpfern/Erdgrillen (leicht zerkleinert im Mixer) zufüttern kann. Shrimps gehören selbstverständlich nicht zur natürlichen Nahrung des Igels, werden aber auf Grund des hohen Chitingehalts als Zusatz verwendet. Und ganz wichtig: ZUFÜTTERN, nicht ernähren. Der Igel lernt sehr schnell wann und wo sein Abendessen auf ihn wartet und "vergißt" dabei sich selber Nahrung zu suchen.

Das wollen wir nicht und das dürfen wir auch nicht!

Das Zufüttern mit den getrockneten Insekten hat nebenbei noch den tollen Effekt das man das Futter einfach irgendwo, verteilt in die Wiese streuen kann. Die Igel können dann naturnah danach suchen und falls etwas übrig bleibt holen sich am nächsten Tag die Vögel den Rest. Man spart sich das Putzen des Futterplatzes und die Verbreitung von Krankheiten bei den Tieren wird vermindert. Weiterhin wird dieses Futter von Katzen, Ratten oder anderem Getier nicht, bzw. nicht so gern genommen und somit auch nicht angefüttert.

Aber...!

Vermutlich durch diesen momentanen Boom/Hype die Igel unbedingt füttern zu wollen (die Baumärkte und Futterläden quellen über vor schlechten Angeboten) ohne den Tieren einen angemessenen Lebensraum zu bieten werden wir im Igeljahr 2023 geradezu mit Jungtieren überschwemmt.

Und ganz oft ist der Auslöser...Der Mensch!

Tausendfach an- und zugefüttert vermehren sich die Tiere sehr stark und nehmen jede noch so kleine Möglichkeit zum Nestbau wahr. Diese Nester sind leider vielen Menschen dann beim "Aufräumen" ihrer Gärten lästig und im Weg oder "stören" einfach nur und werden kurzerhand beseitigt.

Das ist nicht nur verboten sondern auch grausam!

In den seltensten Fällen gelingt eine erneute Zusammenführung der Altigelin mit Ihren Babys. Meistens verschwindet die Mutter und die Kleinen bleiben dann zurück und verenden ohne Hilfe elendig. In solchen Fällen können nur noch Profis helfen.

Wenn Ihr den Igeln wirklich und nachhaltig helfen wollt dann hört auf planlos in Massen zu füttern und schafft Lebensräume für die Tiere. Alles Andere ist Blödsinn und führt nur zu überlasteten Igelstationen!

Wir können auch nicht mehr nachvollziehen warum die meisten Igelhilfen zu vermehrter Fütterung raten wenn doch der Lebensraum fehlt.

Wir müssen die Ursache bekämpfen und nicht das Symptom!

 

Und wenn jetzt noch Fragen sind dann einfach anrufen!

 

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